Wie lange brauchst Du, 

bis Du wieder stehst?

 

  

______________________________________________________________________________________________

Buch, Regie: Bernhard James Lang

Musik: Gerd R. M. Lorünser

Musikalische Leitung: Herbert Praxmarer

Produktionsleitung: Barbara Ditterich

 

 

 

Idee und Buch: Bernhard James Lang

Inhalt
 

Pete befindet sich in einer schwierigen Phase: Er weiß selbst nicht recht, was er will, seine Mutter dafür umso besser. Die Schule fordert das Ihre, da bald der Eintritt ins Arbeitsleben erfolgen soll. Seine Leistungen sind nicht das, was man als passabel bezeichnen kann. Dabei ist er viel lieber mit den Kollegen seiner „Clique“ unterwegs, um die Zeit auf „kreative“ Weise totzuschlagen und die Welt Welt sein zu lassen. Selbst für diesen „Lifestyle“ jedoch braucht es einiges an Geld, für dessen Beschaffung seine allein erziehende Mutter zuständig ist, was immer wieder zu handfesten Konflikten führt. Obendrein entdeckt Pete seine Zuneigung zu Tusnelda, die dummerweise mit dem „Gangleader“, dem „Dicken“, liiert ist. Pete und Tussi lehnen beide die äußerst brutale Vorgangsweise des „Gangleaders“ ab, was schließlich zum Bruch zwischen Pete und dem „Dicken“ führt. Auch die Beziehung zwischen den beiden Müttern der Kontrahenten Pete und „Dicker“ trägt dazu das Ihrige bei. Beide sind zwar befreundet und besuchen eine Therapiesitzung aufgrund immer wieder kehrender Depressionen und Verstimmungen, aber ihre Weltanschauungen sind so grundverschieden, dass sich heftige Differenzen nicht vermeiden lassen. Diese werden zum Leidwesen aller intrigant über die Kinder ausgetragen. Obendrein bergen beide ein Geheimnis, den eigentlichen Grund für ihre desolate psychische Situation, und als dieses ans Tageslicht kommt, ist nichts mehr, wie es vorher war. Man wird sehen, wer am Ende noch im Ring steht, und ob derjenige auch zweifelsfrei der Sieger bleibt. 

Eine Geschichte um sich zart fügende, ineinander verkeilende, sich lösende und zerreißende Beziehungsverflechtungen, die Menschen menschlich werden lassen, sie in ihren Grundfesten erschüttern und zugrunde richten können oder auch zu Persönlichkeiten heranreifen helfen. 

Warum „psychologisches“ Musiktheater?

„The Puncher – Wie lange brauchst Du, bist Du wieder stehst?“ soll einen subtil geführten Kampf zwischen Tradition und „Moderne“ thematisieren, dem zehn Mal „Du sollst!“ (in Form der Zehn Gebote) und der Direktive „Tu, was Du willst!“ Da sich dieser Kampf meist unter der Oberfläche abspielt, wird dieses Stück auch „Psychologisches Musiktheater“ genannt - die Aussage findet sich zwischen den Zeilen. Erkennbar wird dieser Konflikt sowohl auf der Ebene der Jugendlichen wie auch auf der der Erwachsenen. Erstere versuchen, im Rahmen ihres Erwachsenwerdens ihre Rolle in der Gesellschaft zu finden und dabei, unterstützt durch mancherlei fragwürdige Maxime einer vielfach hedonistisch denkenden Gesellschaft, mit dieser wiederum zu konkurrieren und zusammenzustoßen. Die Erwachsenen selbst nehmen diese Maximen (wie ein „Erlebe oder verwirkliche dich selbst!“) häufig als hoffnungsvollen Rettungsanker aus trostlosem Alltag und schwer zu ertragenden Normen sowie als Chance der Selbstverwirklichung wahr. Die Kehrseite dieser Medaille wird sichtbar am Beispiel der Verbindung aus Karriere und Familienleben oder der Verbindung zwischen Freiheit und Verantwortung u.ä.

Das Erarbeiten des Musiktheaters mit Jugendlichen soll selbst bereits in einer Weise geschehen, dass ethisch wichtige Punkte des Zusammenlebens in der Gemeinschaft und der hierfür geeigneten Modi intensiv thematisiert werden. Von den zu besetzenden 13 Rollen kann allerdings nur ein Teil mit Jugendlichen besetzt werden, das heißt, dass erwachsene Darsteller und Jugendliche in den Proben gemeinsam an Themen, wie Persönlichkeitsentwicklung und Beziehung arbeiten. Diese Themen beziehen sich naturgemäß nicht ausschließlich auf die Jugendlichen, sondern betreffen alle Menschen, egal ob alt oder jung, im gemeinschaftlichen Zusammenleben. Somit soll dieses Theater nicht nur die Jugend ansprechen.

Aufbau:

„The Puncher“ bespielt drei Ebenen: auf der ersten wird die Beziehung unter den Jugendlichen aufgezeigt, die zweite Ebene thematisiert die Interaktion zwischen Jugendlichen und Erwachsenen, und auf der dritten Ebene, der Erwachsenen, passiert das, was man als den subtilen Boxkampf des Lebens bezeichnen könnte: Interessen und Pfründe müssen verteidigt, der Stolz gewahrt und der Sinn erkämpft werden. Auf dieser Ebene der zwischenmenschlichen Beziehung wird bereits ein hohes Maß an sozialer Kompetenz und Subtilität gefordert, womit einige immer wieder überfordert sind und zwischen die Räder geraten.

„The Puncher“ ist deshalb in Form eines Boxkampfes angelegt und anstelle von Szenen in „Runden“ angedacht, um die Assoziation zu diesem Kampfsport zu wecken. 

Sprache:

Grundsätzlich verständigen sich die Darsteller, vor allem die jugendlichen Schauspieler, in der ihnen eigenen Umgangssprache, um einen natürlichen, ungekünstelten Ausdruck gewährleisten zu können. In jeder Gemeinschaft bestehen jedoch Standesunterschiede, die vor allem auch über den sprachliche Ausdruck erkennbar gemacht werden sollen. Deshalb werden auch in diesem Musiktheater Differenzierungen getroffen zwischen dialektalem Ausdruck und gehobener Umgangssprache.

Es wurde für das Zuseheralter bewusst 14 Jahre gewählt, da gewisse Inhalte zum einen nicht kindgerecht aufbereitet werden können, zum anderen die Möglichkeit einer realitätsnahen Darstellungsweise in Sprache und Ausdruck gegeben sein muss, damit eine unmittelbare Wirkung auf die Zuseher gewährleistet sein kann.
 

Bernhard James Lang

_____________________________________________________________________________________

 

Musik: Gerd R. M. Lorünser

Musik

 

Das musikalische Konzept von „The Puncher“ beruht zum Großteil auf den bereits existierenden Szenen. Die recht aggressive Grundhaltung des gesamten Stücks mit all seinen Wirren, Irrwegen, abgebrochenen Gedanken und Handlungen sowie den stets präsenten Emotionen und Spannungen wird auch in der Musik beibehalten. Die Absolutheit der Wahrnehmung von Gefühlen, wie sie besonders Jugendliche erleben, treibt die Emotionen der Songs bis an die Grenze des Belastbaren und verlangt Sängern sowie Musikern alles ab. Rhythmisch aufregende, aber auch zart eingängige und durchwegs anspruchsvolle Themen ziehen sich durch das gesamte Stück, dessen Hauptaugenmerk trotzdem auf dem Text liegt, der nur an exponierten Stellen von Musik unterstützt wird.

Konzeptionell lassen sich drei Arten von musikalischen Genres unterscheiden:

Songs stellen den wichtigsten Träger für Emotionen und Gefühle dar. Die Songs nehmen einen gewissen Moment in der szenischen Handlung aus dem Handlungsstrang heraus und führen den Zuhörer so für eine gewisse Zeit in die Gefühlswelt der Protagonisten. Wie in Zeitlupe bleibt dabei die Außenwelt stehen, während es im Inneren der Figuren brodelt und kocht.

Dem Konzept des Boxkampfes Rechnung tragend, werden die Rundenwechsel musikalisch begleitet. Dabei wird das gemeinsame Thema der Gang in jeweils unterschiedlichen Themen dynamisch verarbeitet, abgeändert, verdreht und wieder ausgespuckt.

Die Szenenmusiken werden während der Handlungen zur Pointierung der Geschehnisse verwendet. Sie wirken als „Filmmusik“ und akzentuieren zusätzliche Emotionen während der Handlung.

Grundsätzlich soll die Musik berühren. Der Zuhörer soll gefesselt sein von fetzigen Rhythmen, virtuosen Gitarrenriffs, packenden Klavierläufen und zart-bitteren Melodien. All dies bietet die Musik von „The Puncher“ und wir freuen uns, wenn sie beim Zuhörer Spuren hinterlässt.

 

Gerd R. M. Lorünser

_____________________________________________________________________________________

 

Entstehungsgeschichte

 

Wie hat dieses große Projekt begonnen? Bei der Pfarrgemeinderatsklausur im Oktober 2007 sammelten alle Mitglieder Ideen für das kommende Arbeitsjahr. Eine davon war auch ein Musiktheater. Bei der Heimfahrt wurde schon eifrig darüber diskutiert, und bald stand fest: Das wollen wir machen. Doch vom Wollen bis zum Können war der Weg lang und steil, teils fast unpassierbar und oftmals landeten wir auch in einer Sackgasse.

Unser Jugendleiter Bernhard James Lang brauchte seinen Freund Gerd R. M. Lorünser nicht lange um die Musik zu fragen. In nächtelanger Arbeit entstanden packende, berührende, aggressive Songs, ein Text, der oft brutal klingt, Szenen, die so doch nicht sein können und doch auch in Wirklichkeit so vorgekommen sind. Die beiden schrieben und komponierten schon, bevor wir noch die Sänger und Schauspieler gefunden hatten und bevor wir noch wussten, wie wir das Ganze auch finanzieren würden, aber eines wussten wir ganz genau: Wir wollen es und wir werden es schaffen.

Unser Team bestand zuerst aus Bernhard James Lang (Text, Regie), Gerd R. M. Lorünser (Musik, Einstudierung der Songs), Petra Winkler (Choreographie), Georg Pleger (Organisation), Sandra Gspandl (Regieassistenz) und Barbara Ditterich (Produktionsleitung, Werbung); Georg und Sandra verließen uns nach einiger Zeit, und dann wurde es sehr spannend: Wer kommt ins Boot? Beide Funktionen hat nun bravourös Sarah Larcher übernommen und die beiden haben es in sich – ohne Multitasking geht da gar nichts!

Dann war da noch das Problem „Finanzen“ zu lösen; das schwankte zwischen einem anfänglichen „Das schaffen wir schon“ manchmal bedenklich in Richtung „Wie soll denn das nur gehen? Das kriegen wir nie hin!“ Aber da waren dann stundenlange Telefonate, mehr als 800 Mails, wochenlanges Laufen und Verhandeln und ein rettender Engel namens LAbg Anton Pertl, der uns nicht nur den Hauptsponsor TIWAG vermittelte, sondern uns auch von der alten zur neuen Landesregierung durch alles durchführte. Lieber Toni, Dir gebührt der Goldene Puncher, vielen Dank!

Weiters unterstützten uns die Pfarre Völs mit Pfarrer Christoph Pernter, das Land Tirol mit Frau Landesrätin Dr.Beate Palfrader, die Diözese Innsbruck mit Bischof Manfred Scheuer, Abt Raimund Schreier vom Stift Wilten, die Marktgemeinde Völs mit Bürgermeister HR Dr. Josef Vantsch, der Kulturkreis Völs mit Mag. Helmut Hable, die Stadtgemeinde Innsbruck mit Frau Stadträtin Mag. Christine Oppitz-Plörer und die Marktgemeinde Telfs mit Herrn Bürgermeister Dr. Stephan Opperer sowie viele Firmen mit ihren Inseraten in unserem Programmheft.

Mein herzlicher Dank gilt allen Sponsoren, unserem künstlerischen, kreativen und organisatorischen Team, ohne deren unermüdlichen Einsatz und ohne deren Begeisterung unser Puncher nie realisierbar gewesen wäre.

 

Barbara Ditterich (2008)