Idee
und Buch: Bernhard James Lang
Inhalt
Pete
befindet sich in einer schwierigen Phase: Er weiß selbst nicht recht, was
er will, seine Mutter dafür umso besser. Die Schule fordert das Ihre, da
bald der Eintritt ins Arbeitsleben erfolgen soll. Seine Leistungen sind
nicht das, was man als passabel bezeichnen kann. Dabei ist er viel lieber
mit den Kollegen seiner „Clique“ unterwegs, um die Zeit auf
„kreative“ Weise totzuschlagen und die Welt Welt sein zu lassen.
Selbst für diesen „Lifestyle“ jedoch braucht es einiges an Geld, für
dessen Beschaffung seine allein erziehende Mutter zuständig ist, was
immer wieder zu handfesten Konflikten führt. Obendrein entdeckt Pete
seine Zuneigung zu Tusnelda, die dummerweise mit dem „Gangleader“, dem
„Dicken“, liiert ist. Pete und Tussi lehnen beide die äußerst
brutale Vorgangsweise des „Gangleaders“ ab, was schließlich zum Bruch
zwischen Pete und dem „Dicken“ führt. Auch die Beziehung zwischen den
beiden Müttern der Kontrahenten Pete und „Dicker“ trägt dazu das Ihrige
bei. Beide sind zwar befreundet und besuchen eine Therapiesitzung aufgrund
immer wieder kehrender Depressionen und Verstimmungen, aber ihre
Weltanschauungen sind so grundverschieden, dass sich heftige Differenzen
nicht vermeiden lassen. Diese werden zum Leidwesen aller intrigant über
die Kinder ausgetragen. Obendrein bergen beide ein Geheimnis, den
eigentlichen Grund für ihre desolate psychische Situation, und als dieses
ans Tageslicht kommt, ist nichts mehr, wie es vorher war. Man wird sehen,
wer am Ende noch im Ring steht, und ob derjenige auch zweifelsfrei der
Sieger bleibt.
Eine
Geschichte um sich zart fügende, ineinander verkeilende, sich lösende
und zerreißende Beziehungsverflechtungen, die Menschen menschlich werden
lassen, sie in ihren Grundfesten erschüttern und zugrunde richten können
oder auch zu Persönlichkeiten heranreifen helfen.
Warum
„psychologisches“ Musiktheater?
„The
Puncher – Wie lange brauchst Du, bist Du
wieder stehst?“ soll einen subtil geführten Kampf zwischen Tradition
und „Moderne“ thematisieren, dem zehn Mal „Du sollst!“ (in Form
der Zehn Gebote) und der Direktive „Tu, was Du willst!“ Da sich dieser
Kampf meist unter der Oberfläche abspielt, wird dieses Stück auch
„Psychologisches Musiktheater“ genannt - die Aussage findet sich
zwischen den Zeilen. Erkennbar wird dieser Konflikt sowohl auf der Ebene
der Jugendlichen wie auch auf der der Erwachsenen. Erstere versuchen, im
Rahmen ihres Erwachsenwerdens ihre Rolle in der Gesellschaft zu finden und
dabei, unterstützt durch mancherlei fragwürdige Maxime einer vielfach
hedonistisch denkenden Gesellschaft, mit dieser wiederum zu konkurrieren
und zusammenzustoßen. Die Erwachsenen selbst nehmen diese Maximen (wie
ein „Erlebe oder verwirkliche dich selbst!“) häufig als
hoffnungsvollen Rettungsanker aus trostlosem Alltag und schwer zu
ertragenden Normen sowie als Chance der Selbstverwirklichung wahr. Die
Kehrseite dieser Medaille wird sichtbar am Beispiel der Verbindung aus
Karriere und Familienleben oder der Verbindung zwischen Freiheit und
Verantwortung u.ä.
Das
Erarbeiten des Musiktheaters mit Jugendlichen soll selbst bereits in einer
Weise geschehen, dass ethisch wichtige Punkte des Zusammenlebens in der
Gemeinschaft und der hierfür geeigneten Modi intensiv thematisiert
werden. Von den zu besetzenden 13 Rollen kann allerdings nur ein Teil mit
Jugendlichen besetzt werden, das heißt, dass erwachsene Darsteller und
Jugendliche in den Proben gemeinsam an Themen, wie Persönlichkeitsentwicklung
und Beziehung arbeiten. Diese Themen beziehen sich naturgemäß nicht
ausschließlich auf die Jugendlichen, sondern betreffen alle Menschen,
egal ob alt oder jung, im gemeinschaftlichen Zusammenleben. Somit soll
dieses Theater nicht nur die Jugend ansprechen.
Aufbau:
„The
Puncher“ bespielt drei Ebenen: auf der
ersten wird die Beziehung unter den Jugendlichen aufgezeigt, die zweite
Ebene thematisiert die Interaktion zwischen Jugendlichen und Erwachsenen,
und auf der dritten Ebene, der Erwachsenen, passiert das, was man als den
subtilen Boxkampf des Lebens bezeichnen könnte: Interessen und Pfründe müssen
verteidigt, der Stolz gewahrt und der Sinn erkämpft werden. Auf dieser
Ebene der zwischenmenschlichen Beziehung wird bereits ein hohes Maß an
sozialer Kompetenz und Subtilität gefordert, womit einige immer wieder überfordert
sind und zwischen die Räder geraten.
„The
Puncher“ ist deshalb in Form eines
Boxkampfes angelegt und anstelle von Szenen in „Runden“ angedacht, um
die Assoziation zu diesem Kampfsport zu wecken.
Sprache:
Grundsätzlich
verständigen sich die Darsteller, vor allem die jugendlichen Schauspieler,
in der ihnen eigenen Umgangssprache, um einen natürlichen, ungekünstelten
Ausdruck gewährleisten zu können. In jeder Gemeinschaft bestehen jedoch
Standesunterschiede, die vor allem auch über den sprachliche Ausdruck
erkennbar gemacht werden sollen. Deshalb werden auch in diesem
Musiktheater Differenzierungen getroffen zwischen dialektalem Ausdruck und
gehobener Umgangssprache.
Es
wurde für das Zuseheralter bewusst 14 Jahre gewählt, da gewisse Inhalte
zum einen nicht kindgerecht aufbereitet werden können, zum anderen die Möglichkeit
einer realitätsnahen Darstellungsweise in Sprache und Ausdruck gegeben
sein muss, damit eine unmittelbare Wirkung auf die Zuseher gewährleistet
sein kann.
Bernhard
James Lang _____________________________________________________________________________________ |